Instrumentenarchiv

Der Kontrabass mit C-Mechanik

Kontrabass mit C-Mechanik

Hans Keyl 1910, S. 48

Bis ins 19. Jahrhundert verwendete man in der Königlich Sächsischen Kapelle Bässe mit 3 Saiten, deren Stimmung G-d-a notiert war (der Kontrabass klingt dabei immer eine Oktave tiefer). Nach dem Brand der ersten Semperoper beklagte man den Verlust eines besonders guten, alten italienischen Dreisaiters, der ein Raub der Flammen wurde. Die Viersaiter waren ursprünglich in Quinten (C-G-d-a) gestimmt, später in Quarten (E-A-d-g). Um dennoch ein C zu erreichen, spannte man eine fünfte Saite auf den Bass. Carl Otho, ein Musiker des Leipziger Gewandhausorchesters, „erfand“ um 1880 den Fünfsaiter, der eigentlich bereits im 17. und 18. Jahrhundert verwendet, aber nicht überall bevorzugt wurde, wie Hans Keyl 1910 schreibt: „Dieser fünfsaitige Kontrabaß erwies sich aber nicht als besonders praktisch, weil für den Spieler durch die größere Spanung der linken Hand und das Niederdrücken der ziemlich hoch liegenden Saiten große Schwierigkeiten entstanden. [...] Einen Ersatz für den fünfsaitigen Kontrabaß bzw. die fünfte Saite in C bietet das viersaitige Instrument, an dem eine Maschine mit Hebeln angebracht ist, durch welche die verlängerte tiefste E-Saite sofort bis C herabgestimmt werden kann, ohne daß der Wirbel, über den die Saite gezogen ist, gedreht werden muß. [...] Die Maschine ist am Kopfe (Schnecke) des Instrumentes angebracht und besteht aus vier ziemlich gleichlangen Metallhebeln, die über einer künstlichen Verlängerung des Griffbrettes vom Sattel bis zur Schnecke stehen. Die an den Hebeln befindlichen Drucktasten [...] werden auf die C-Saite gedrückt und ermöglichen so auf die einfachste Art  das sofortige Spielen der Kontratöne Es D Des und C (leere Saite) [...].“ (Keyl S. 50)

Dieser Mechanismus wurde 1885 von Carl Pittrich, der auch die Pedalpauke erfand, auf Anregung des Kammermusikers Bruno Keyl angefertigt. Ähnliche Erfindungen gab es auch andernorts, wie in Berlin die von Max Poike erfundene Messingröhrchen-Mechanik.

Ob nun vom Fünfsaiter oder vom viersaitigen Bass mit Mechanik, wurde die neugewonnene Tiefe von Komponisten wie Wagner, Berlioz und Richard Strauss gerne kompositorisch ausgelotet.

In den Jahren bis 1908 wurden 3 Bässe der Kapelle mit einer Mechanik ausgestattet. In unserer „Spurensuche“ finden Sie unter „1932//Kino-Tonfilm“ eine Aufnahme der Tannhäuser-Ouvertüre, auf der ab 05:28-06:19 einen Bass mit dieser Klappenmechanik deutlich im Bildvordergrund sehen können!

Hans Keyl 1910, S. 50

Die Erfindung setzte sich aber nicht durch: Eine Verlängerung einer Saite, ohne sie im Verhältnis auch zu verstärken, führt dazu, dass die C-Saite zu schwach oder die E-Saite zu stark ist und somit die Mechanik „auch nur einen künstlichen Notbehelf darstellt, der sowohl in technischer Hinsicht als auch der musikalischen Phrasierung halber in den meisten Fällen versagt.“ (Warnecke S.23)

Eugène D'Harcourt 1908, S. 169

 

Literatur

Paul Brun, A New History of the Double Bass, Villeneuve d’Ascq 2000, S. 160f.

Eugène D' Harcourt, La Musique actuelle en Allemagne et Autriche-Hongrie, Paris 1908.

Birgit Heise, Thierry Gelloz, Musikinstrumente für Richard Wagner. Ergänzende Anmerkungen zum Katalog „Goldene Klänge im mystischen Grund“, Grassi-Museum für Instrumentenkunde Leipzig 2013, S.16

Hans Keyl, Der Kontrabass, in: Musik-Instrumentenkunde in Wort und Bild: in drei Teilen, hgg. von Emil Teuchert und Erhard Walter Haupt, Bd. 1, Leipzig 1910, S. 48-68

Alfred Planyavsky, Geschichte des Kontrabasses, Tutzing 1984.

Friedrich Warnecke, Der Kontrabass. Seine Geschichte und seine Zukunft, Hamburg 1909.

Zink

Zink (Virdung 1511)

Die Zinken (fr. Cornet a bouquin) gehören zu den Instrumenten, die in der Hofkapelle Dresden seit ihrer Gründung bis mindestens Ende des 17. Jahrhunderts gespielt wurden.     Der konische Querschnitt des Rohres ermöglicht die Zuordnung der Zinken - als Lippenton-Aerophone - zur Familie der Hörner. Eine frühe Form zeigt Sebastian Virdung in seinem Traktat Musica getutscht von 1511. Waren sie anfangs wahrscheinlich aus Tierhörnern gefertigt, hat sich mit der Zeit Holz mit Lederumwicklung als das beste Material erwiesen.

Praetorius nennt folgende Hauptarten von Zinken:

(1) Cornetti Recti, deren Rohre gerade sind, in Deutschland Stille Zinken genannt. Unter Cornetti recti können wir zwei Arten unterscheiden: Cornetti muti, bei denen das Mundstück schon im Korpus integiert ist, Cornetti diritti, die ein abnehmbares Mundstück haben.

(2) Cornetti Curvi sogenannte schwarze Zinken. Sie sind in verschiedenen Größen gebaut. Das Cornettino ist ein Instrument in Sopranlage und eine Quint höher gestimmt. Das Instrument in Tenor-Lage heißt Corno oder Cornetto torto oder Cornon.

Pedalpauke

Die Pedalpauke wurde in Dresden von Carl Pittrich, einem Orchesterdiener der Königlichen Kapelle, erfunden und 1881 zum Patent angemeldet.

Um die Höhe eines Tones einer Pauke zu verändern, musste die Spannung des Fells mit 6-8 am Kessel der Pauke angebrachten Schrauben verändert werden (Schraubenpauke). Bei der Maschinenpauke, die 1812 vom Münchner Gerhard Kramer erfunden und 1836 vom Frankfurter Karl Einbiegler weiterentwickelt wurde, ist es möglich, mit nur einer Schraube und Lederriemen, die das Fell mittels eines Kurbel-Hebel-Mechanismus spannen, die Pauke zu stimmen. Der entscheidende Einfall Pittrichs war, an diese Hebelmaschine ein Pedal anzubringen, wodurch die Pauke während des Spiels mit dem Fuß umgestimmt werden kann. Pittrich ließ die Pauke vom Mechaniker Ernst Queißer anfertigen, der diese Pauken, die auch als Klangapparate bezeichnet wurden, verkaufte. Nach Ablauf des Patentschutzes wurde das von Pittrich erfundene Modell der Pedalpauke weltweit nachgebaut und variiert.

Die Dresdner Pedalpauke mit dem Dresdner Kessel hat nicht nur einen speziellen Klang, sondern sie bietet auch dem Spieler neue Möglichkeiten, die viele Komponisten inspirierten.

Hören Sie den Beginn der Burleske von Richard Strauss für Klavier und Orchester in einer Aufnahme mit der Staatskapelle unter Rudolf Kempe mit Peter Sondermann an den Pauken ℗ 1976 Parlophone Records Limited. Remastered (p) 2013 Parlophone Records Limited, a Warner Music Group Company.

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