Orchesteraufstellung

Die größte Sensation der noch jungen Semperoper war die Premiere von Wagners Oper Rienzi.

Illustrirte Zeitung, No. 7, 12. August 1843, S. 108 ANNO/Österreichische Nationalbibliothek in Kooperation mit Google

Ein Blick in den Orchestergraben zeigt:

Der Dirigent stand damals direkt vor dem Souffleurkasten, damit ihn die Sänger (auch bei schummrigem Gaslicht) von der Bühne aus gut sehen konnten. Den Musikern drehte er somit den Rücken zu – umso wichtiger war es, dass diese den Konzertmeister, den führenden ersten Geiger, sehen und einander gut hören konnten. Zudem sollte es natürlich auch einen schönen Gesamtklang des Orchesters im Zuschauerraum geben. Die Orchesteraufstellung war daher eine sehr schwierige Aufgabe für den Dirigenten. Und Richard Wagner fand diese Lösung:

Illustrirte Zeitung, No. 7, 12. August 1843, S. 108 ANNO/Österreichische Nationalbibliothek in Kooperation mit Google

Richard Wagners Orchesteraufstellung

Die Darstellung – erschienen in der Illustrierten Zeitung – ist selbstverständlich kein Abbild, dem man fotografische Genauigkeit beimessen darf, aber doch erstaunlich genau – in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung finden wir nämlich eine verblüffend ähnlich skizzierte Darstellung der Wagner‘schen Orchesteraufstellung.

Allg. mus. Zeitung, No. 7, 1845, Sp. 97-98, Österreichische Nationalbibliothek/ANNO in Kooperation mit Google
Für diese erntete er jedoch – bei aller Begeisterung für seine Oper – harsche Kritik.

„Die Theatermusik im Finale des dritten Actes war wieder höchst unrein, unsicher und tactlos, und machte bei der sonst gelungenen Aufführung der Oper einen um so peinlicheren Eindruck. Ist denn das gar nicht zu bessern? – Die Aufstellung sämmtlicher Bässe des Orchesters im Mittelpunkt, die der geehrte Dirigent schon früher einmal versucht, erscheint in akustischer Beziehung durchaus ungünstig und beeinträchtigt den Totaleffect.“ Beiblätter...No 22, 30. November 1843, S. 128

Und das selbst noch fünf Monate bei einer Aufführung von Glucks „Armide“

„..., die durch Hrn. Kapellmeister Wagner versuchte veränderte Aufstellung der Bässe, wodurch die Bratschen ganz zurückgedrängt werden und an akustischer Wirkung ungemein verlieren, that dem Ensemble Eintrag; ließe sich auch gegen die gewöhnliche Orchesteraufstellung Manches einwenden, so ist sie doch dem Klange günstiger als diese.“ Beiblätter zu den Correspondenz-Nachrichten der Abend-Zeitung, No. 16, 18. April 1844, S. 64

Gaspare Spontinis Orchesteraufstellung

Allg. mus. Zeitung, No.7, 1845, Sp. 97-98 ANNO/Österreichische Nationalbibliothek in Kooperation mit Google

1844, bei den  Proben für seine Oper „Die Vestalin“, experimentierte Gaspare Spontini ebenfalls mit der Orchesteraufstellung, die wir hier dargestellt finden. Da die Musiker sich bis zur Generalprobe offenbar noch nicht an die akustischen und optischen Verhältnisse ihrer neuen Plätze gewöhnt hatten, verschob Spontini sogar die Premiere um eine Woche – mit großem Erfolg!

„...endlich weil sie in dem vorliegenden speciellen Falle uns eine akustisch bei weitem zweckmäßigere Aufstellung des Orchesters zu Wege gebracht hat, die mehr als die verstärkte Besetzung der Saiteninstrumente zu der hervortretenden Wirkung der Instrumente beigetragen hat, und deren Beibehaltung, mit einigen Modificationen viellleicht, wir wünschen müssen.“ Beiblätter zu den Correspondenz-Nachrichten der Abend-Zeitung, No. 49, 5. Dezember 1844, S. 195

Damit fand die Diskussion um die Aufstellung des Orchesters aber noch lange kein Ende, sie wurde auch in den nachfolgenden Theaterbauten mit ihren Kapellmeistern heftig weitergeführt!.

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