Instrumentenarchiv

Der Klang der Hofkapelle / Staatskapelle Dresden aus instrumentenkundlicher Perspektive

Geografisch bedingte Vorlieben der Instrumentenbauer in Bezug auf die technischen Aspekte des Baus der im Orchester verwendeten Instrumente führten zur Entwicklung verschiedener Instrumentenmodelle. In diesem Sinne schreibt Herbert Heyde, einer der größten Kenner des europäischen Musikinstrumentenbaus:

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, mancherorts auch noch später, waren die Orchester im Instrumenten- wie Musikerbestand oftmals von einheimischen Verhältnissen bestimmt. Nur in dieser Einheit aber konnten sich regionale Klangstile voll entfalten, was z.B. in Dresden der Fall war. (Das Ventilblasinstrument, Leipzig 1986, S.86)

Ausgewählte Instrumente

Der Kontrabass mit C-Mechanik

Kontrabass mit C-Mechanik

Hans Keyl 1910, S. 48

Bis ins 19. Jahrhundert verwendete man in der Königlich Sächsischen Kapelle Bässe mit 3 Saiten, deren Stimmung G-d-a notiert war (der Kontrabass klingt dabei immer eine Oktave tiefer). Nach dem Brand der ersten Semperoper beklagte man den Verlust eines besonders guten, alten italienischen Dreisaiters, der ein Raub der Flammen wurde. Die Viersaiter waren ursprünglich in Quinten (C-G-d-a) gestimmt, später in Quarten (E-A-d-g). Um dennoch ein C zu erreichen, spannte man eine fünfte Saite auf den Bass. Carl Otho, ein Musiker des Leipziger Gewandhausorchesters, „erfand“ um 1880 den Fünfsaiter, der eigentlich bereits im 17. und 18. Jahrhundert verwendet, aber nicht überall bevorzugt wurde, wie Hans Keyl 1910 schreibt: „Dieser fünfsaitige Kontrabaß erwies sich aber nicht als besonders praktisch, weil für den Spieler durch die größere Spanung der linken Hand und das Niederdrücken der ziemlich hoch liegenden Saiten große Schwierigkeiten entstanden. [...] Einen Ersatz für den fünfsaitigen Kontrabaß bzw. die fünfte Saite in C bietet das viersaitige Instrument, an dem eine Maschine mit Hebeln angebracht ist, durch welche die verlängerte tiefste E-Saite sofort bis C herabgestimmt werden kann, ohne daß der Wirbel, über den die Saite gezogen ist, gedreht werden muß. [...] Die Maschine ist am Kopfe (Schnecke) des Instrumentes angebracht und besteht aus vier ziemlich gleichlangen Metallhebeln, die über einer künstlichen Verlängerung des Griffbrettes vom Sattel bis zur Schnecke stehen. Die an den Hebeln befindlichen Drucktasten [...] werden auf die C-Saite gedrückt und ermöglichen so auf die einfachste Art  das sofortige Spielen der Kontratöne Es D Des und C (leere Saite) [...].“ (Keyl S. 50)

Dieser Mechanismus wurde 1885 von Carl Pittrich, der auch die Pedalpauke erfand, auf Anregung des Kammermusikers Bruno Keyl angefertigt. Ähnliche Erfindungen gab es auch andernorts, wie in Berlin die von Max Poike erfundene Messingröhrchen-Mechanik.

Ob nun vom Fünfsaiter oder vom viersaitigen Bass mit Mechanik, wurde die neugewonnene Tiefe von Komponisten wie Wagner, Berlioz und Richard Strauss gerne kompositorisch ausgelotet.

In den Jahren bis 1908 wurden 3 Bässe der Kapelle mit einer Mechanik ausgestattet. In unserer „Spurensuche“ finden Sie unter „1932//Kino-Tonfilm“ eine Aufnahme der Tannhäuser-Ouvertüre, auf der ab 05:28-06:19 einen Bass mit dieser Klappenmechanik deutlich im Bildvordergrund sehen können!

Hans Keyl 1910, S. 50

Die Erfindung setzte sich aber nicht durch: Eine Verlängerung einer Saite, ohne sie im Verhältnis auch zu verstärken, führt dazu, dass die C-Saite zu schwach oder die E-Saite zu stark ist und somit die Mechanik „auch nur einen künstlichen Notbehelf darstellt, der sowohl in technischer Hinsicht als auch der musikalischen Phrasierung halber in den meisten Fällen versagt.“ (Warnecke S.23)

Eugène D'Harcourt 1908, S. 169

 

Literatur

Paul Brun, A New History of the Double Bass, Villeneuve d’Ascq 2000, S. 160f.

Eugène D' Harcourt, La Musique actuelle en Allemagne et Autriche-Hongrie, Paris 1908.

Birgit Heise, Thierry Gelloz, Musikinstrumente für Richard Wagner. Ergänzende Anmerkungen zum Katalog „Goldene Klänge im mystischen Grund“, Grassi-Museum für Instrumentenkunde Leipzig 2013, S.16

Hans Keyl, Der Kontrabass, in: Musik-Instrumentenkunde in Wort und Bild: in drei Teilen, hgg. von Emil Teuchert und Erhard Walter Haupt, Bd. 1, Leipzig 1910, S. 48-68

Alfred Planyavsky, Geschichte des Kontrabasses, Tutzing 1984.

Friedrich Warnecke, Der Kontrabass. Seine Geschichte und seine Zukunft, Hamburg 1909.

Zink

Zink (Virdung 1511)

Die Zinken (fr. Cornet a bouquin) gehören zu den Instrumenten, die in der Hofkapelle Dresden seit ihrer Gründung bis mindestens Ende des 17. Jahrhunderts gespielt wurden.     Der konische Querschnitt des Rohres ermöglicht die Zuordnung der Zinken - als Lippenton-Aerophone - zur Familie der Hörner. Eine frühe Form zeigt Sebastian Virdung in seinem Traktat Musica getutscht von 1511. Waren sie anfangs wahrscheinlich aus Tierhörnern gefertigt, hat sich mit der Zeit Holz mit Lederumwicklung als das beste Material erwiesen.

Praetorius nennt folgende Hauptarten von Zinken:

(1) Cornetti Recti, deren Rohre gerade sind, in Deutschland Stille Zinken genannt. Unter Cornetti recti können wir zwei Arten unterscheiden: Cornetti muti, bei denen das Mundstück schon im Korpus integiert ist, Cornetti diritti, die ein abnehmbares Mundstück haben.

(2) Cornetti Curvi sogenannte schwarze Zinken. Sie sind in verschiedenen Größen gebaut. Das Cornettino ist ein Instrument in Sopranlage und eine Quint höher gestimmt. Das Instrument in Tenor-Lage heißt Corno oder Cornetto torto oder Cornon.

Pedalpauke

Die Pedalpauke wurde in Dresden von Carl Pittrich, einem Orchesterdiener der Königlichen Kapelle, erfunden und 1881 zum Patent angemeldet.

Um die Höhe eines Tones einer Pauke zu verändern, musste die Spannung des Fells mit 6-8 am Kessel der Pauke angebrachten Schrauben verändert werden (Schraubenpauke). Bei der Maschinenpauke, die 1812 vom Münchner Gerhard Kramer erfunden und 1836 vom Frankfurter Karl Einbiegler weiterentwickelt wurde, ist es möglich, mit nur einer Schraube und Lederriemen, die das Fell mittels eines Kurbel-Hebel-Mechanismus spannen, die Pauke zu stimmen. Der entscheidende Einfall Pittrichs war, an diese Hebelmaschine ein Pedal anzubringen, wodurch die Pauke während des Spiels mit dem Fuß umgestimmt werden kann. Pittrich ließ die Pauke vom Mechaniker Ernst Queißer anfertigen, der diese Pauken, die auch als Klangapparate bezeichnet wurden, verkaufte. Nach Ablauf des Patentschutzes wurde das von Pittrich erfundene Modell der Pedalpauke weltweit nachgebaut und variiert.

Die Dresdner Pedalpauke mit dem Dresdner Kessel hat nicht nur einen speziellen Klang, sondern sie bietet auch dem Spieler neue Möglichkeiten, die viele Komponisten inspirierten.

Hören Sie den Beginn der Burleske von Richard Strauss für Klavier und Orchester in einer Aufnahme mit der Staatskapelle unter Rudolf Kempe mit Peter Sondermann an den Pauken ℗ 1976 Parlophone Records Limited. Remastered (p) 2013 Parlophone Records Limited, a Warner Music Group Company.


Wann wurde welches Instrument in der Kapelle gespielt, womit ein für das Orchester typischer Klang entstand?

Zur Beantwortung dieser Frage können wir im Wesentlichen zwei Arten von Quellen heranziehen:

1. Erhaltene Instrumente der Kapelle

Auszugehen ist von den Instrumenten, die sich eindeutig identifizieren lassen. Über diese Instrumente können/sollen Informationen gesammelt werden: Verwendungszeitraum, Bauform, Spieler etc. Diese einzelnen Instrumente als Typen bilden die Einträge in der Datenbank, da durch Suchbefehle ermittelt werden kann, wie das Orchester hinsichtlich der Instrumente zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammengesetzt war.

Die Methoden, um einzelne Instrumente kennenzulernen, waren entweder direkt (wenn ein empirischer Kontakt mit dem Instrument stattfand) oder - in den meisten Fällen - indirekt (durch ein Foto des Objekts und/oder Kataloginformationen über das Objekt). Wir müssen auch bedenken, dass nur eine begrenzte Anzahl historischer Exemplare für eine direkte empirische Untersuchung zur Verfügung steht. Ein gut katalogisiertes und fotografisch dokumentiertes Objekt ist ein wertvoller Ausgleich, wenn ein direkter Kontakt mit dem Instrument nicht möglich ist.

Hier ergeben sich indes heuristische Schwierigkeiten. Erstens: Die Informationen, die aus den schriftlichen Quellen gewonnen werden können, sind meistens nicht präzise genug, um aussagekräftige Schlüsse zu ziehen. Zweitens : Die Instrumente selbst befinden sich entweder in öffentlichen Sammlungen, wo ihre Provenienz nur in Einzelfällen mit Gewissheit zu bestimmen ist, oder in Privatbesitz, was den Zugang erschwert und eine systematische Abfrage verhindert.

2. Schriftliche und ikonographische Quellen

Über das Instrumentarium der Dresdner Hofkapelle ab ihrer Begründung im Jahr 1548 bis Ende des 17. Jahrhunderts können wir vorwiegend aus folgenden Quellen einige Rückschlüsse ziehen:

  1. Abbildungen und Beschreibungen von Musikinstrumenten
  2. Inventarlisten von Musikinstrumenten
  3. Rechnungen von Instrumentenkäufen
  4. Verzeichnisse der Kapellmitglieder

Zu den wichtigsten schriftlichen Quellen zählen die Inventarlisten von Instrumenten aus dem Bestand der Königlichen Musikalischen Kapelle, aufbewahrt im Historischen Archiv der Sächsischen Staatstheater: Obwohl die ursprüngliche Aufgabe der obengenannten Inventarlisten eher eine zahlenmäßige Zusammenstellung von Instrumenten war und keine präzise Katalogisierung, ist es dennoch möglich, Informationen zu gewinnen, um Rückschlüsse zum Stand des Kapell-Instrumentariums zu ziehen. Beispielsweise ist leicht zu beobachten, dass die Mehrzahl der in diesen Inventaren aufgelisteten Instrumente in Dresdner Werkstätten entstand, weswegen auch die Datensammlung auf vergleichbaren Instrumenten aus öffentlichen Sammlungen fußen kann. Um die Verbindung dieser Instrumente zur Staatskapelle zu verdeutlichen, wurden Stufen der Instrumentenidentifizierung entwickelt, durch die es möglich ist, den Wahrscheinlichkeitsgrad einer ehemaligen Zugehörigkeit zur Kapelle schematisch darzustellen.

Die Suche nach Instrumenten - Identifizierungsstufen

Nicht alle Instrumente sind spezifiziert hinsichtlich ihres Erbauers, ihrer Provenienz oder ihres Verbleibs. Um die Verbindung untersuchter Instrumente zur Staatskapelle zu verdeutlichen, wurden Stufen der Instrumentenidentifizierung entwickelt, durch die es möglich ist, den Wahrscheinlichkeitsgrad einer ehemaligen Zugehörigkeit zur Kapelle schematisch darzustellen.

 

 

Kurzer Abriss zur geschichtlichen Entwicklung des Instrumentariums

16. und 17. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert finden wir die ersten Hinweise auf das in Dresden benutzte Instrumentarium.

Rückschlüsse auf die von der Dresdner Hofkapelle seit ihrer Gründung 1548 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts gespielten Instrumente lassen sich vorwiegend aus schriftlichen und ikonographischen Quellen ziehen. Moritz Fürstenau, einer der größten Kenner der Geschichte der Kapelle, zitiert in seinen Veröffentlichungen den Inhalt zweier Musikinstrumenteninventare, beide aus dem Jahr 1593 (die Originale sind leider nicht mehr vorhanden). Das erste enthält eine Liste von 43 Tasteninstrumenten 1, das zweite 94 Blas-, 32 Streichinstrumente und 2 Pauken 2. Man kann die Abbildungen und Beschreibungen von Musikinstrumenten in Traktaten von Sebastian Virdung, Musica Getutscht (1511), Michael Praetorius, Syntagma Musicum II (1619), und Marin Mersenne, Harmonie Universelle (1636), vergleichen. Wertvolle Angaben über das Instrumentarium finden wir in einem Bericht aus Philipp Hainhofers Reise nach Dresden im Jahr 1629 3. Nach Wolfram Stuede basieren die Beschreibungen von Michael Praetorius in seinem berühmten Syntagma Musicum II, Theatrum Instrumentorum (1620), 4 auf dem Instrumentarium der Dresdner Hofkapelle 5.

 

Rechnungen über den Einkauf von Instrumenten bilden eine weitere wichtige Gruppe von Quellen zur Instrumentenforschung. Aus diesen ersehen wir u.a., dass Instrumente für die Hofkapelle aus Italien nach Dresden gebracht wurden.

So ersucht 1628 der Kapellmeister Heinrich Schütz den Hausmarschall „1. Wegen Verfertigung zweier Discantgeigen und dreier Tenorgeigen zu Cremona Friedrich Lebzeltern in Wien Auftrag zu ertheilen; in Betracht auch, dass dergleichen gute Instrumente, wenn itziger alter Meister abgehen möchte, schwerlich an andern Orten in solcher Bonität zu bekommen sein würden; 2. Caspar Kitteln, der nach vier jährigen Aufenthalt in Italien bald zurück kehren wird, mögen 50 Kronen Gesendet werden; zu Erkaufung allerhand, guter musikalischer Sachen 6. Heinrich Schütz selbst hat Instrumente für die Hofkapelle in der Lombardei gekauft 7. „128  thlr. 18 gr. Für Romanische Lauten- und Geigensaiten, so man aus Italien bekommen. 8

Die Auflistung von Instrumentalisten unter den Sängern in den Listen der Kapellmitglieder aus dem 16. Jahrhundert, die Fürstenau in großer Zahl zitiert, zeugt von der Verwendung von Instrumenten in der Musikpraxis der Dresdner Hofkapelle. Schon in einem Verzeichnis aus dem Jahr 1555 finden wir neben 25 Sängern 8 Instrumentisten mit italienischen Namen.
Man findet unter den damals in der Sächsischen Kapelle gebräuchlichen Instrumenten folgende: die Geige oder Violine, und zwar Discant-, Alt-, Tenor- und Baßgeigen; die Viola bastarda, Viola di Bordone (Barhton), Viola di Gamba und Viola di Spala; die Harfe, Laute und Theorbe; das Spinet; Flöten oder eigentlich Pfeifen, von verschiedenen Dimensionen, bis zur Baßpfeife, Pommer oder Bombardon genannt; Queerflöten, Queerpfeifen und Dolzflöten; Schallmeien, Sackpfeifen, Cornamusen und Krummhörner; Cornetti (Zinken) und Fagotti; Trompeten, Alt-, Tenor-, und Baßposaunen und Pauken.“ 9

Anmerkungen

1 – Moritz Fürstenau, Ein Instrumenteninventarium vom Jahre 1593 [in:] Mittheilungen des Königlich-Sächsischen Alterthumsvereins 1872, S. 66 –  76; 2 – Moritz Fürstenau, Beiträge zur Geschichte der Königlich Sächsischen musikalischen Kapelle. Großentheils aus archivalischen Quellen, Dresden 1849, S. 40 – 41; 3 – Otto Doering, Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofers Reisen nach Innsbruck und Dresden, Wien 1901, S. 230 – 235; 4 – Michael Praetorius, Syntagma Musicum II, De Organographia, Wolfenbüttel 1619; 5 – Wolfram Steude, Heinrich Schütz in seiner Zeit (Fragment 1983) [in:] Die Musikpflege in der evangelischen Schlosskapelle Dresden zur Schütz-Zeit, Hrsg. Matthias Herrmann, Altenburg 2009, S. 100; 6 – Moritz Fürstenau, Beiträge zur Geschichte der Königlich Sächsischen musikalischen Kapelle. Großentheils aus archivalischen Quellen, Dresden 1849, S. 79; 7 – Otto Doering, Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofers Reisen nach Innsbruck und Dresden, Wien 1901, S. 234; 8 – Moritz Fürstenau, Beiträge zur Geschichte der Königlich Sächsischen musikalischen Kapelle. Großentheils aus archivalischen Quellen, Dresden 1849, S. 79; 9 – Moritz Fürstenau, Beiträge zur Geschichte der Königlich Sächsischen musikalischen Kapelle. Großentheils aus archivalischen Quellen, Dresden 1849, S. 81.

18. und 19. Jahrhundert

18. Jahrhundert

Zur Jahrhundertwende wurden neue Instrumente in den Orchestern eingeführt. Fürstenau schreibt: Wir finden schon in dem Verzeichnis von 1709 ein Orchester repräsentiert, wie wir es noch jetzt in seiner hauptsächlichen Zusammensetzung gewohnt zu hören, und wie es sich eben zu Ende des 17. und zum Anfang des 18. Jahrhunderts zu gestalten begann. 1

Hörner wurden Ende des ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts in die Kunstmusik eingeführt, wie das Auftreten von Hornisten auf der Gehaltsliste einer Kapelle im Jahr 1710 beweist. Schon vorher wurden Hörner in Dresden bei der Jagd verwendet. Im Musikinstrumentenmuseum in Leipzig ist ein Horn mit der eingeschlagenen Jahreszahl <<1710>> erhalten, dessen reich verzierte Signatur auf die Verwendung dieses Instruments bei den Jagdausflügen August des Starken hinweist. Seit 1718, wie Fürstenau weiter angibt, hat die Kapelle 2 Wiener Waldhörner mit 2 silbernen Mundstücken und 6 Paar Aufsätzen (Krummbögen) 2 gekauft, die mit großer Sicherheit als Instrumente des Wiener Instrumentenbauers Gebrüder Leichnambschneider identifiziert werden können.

Wie schon bemerkt ward [am Anfang des 18. Jahrhunderts] das Streichquartett der Stamm eines jeden Orchesters, um den sich die Blasinstrumente farbenbringend gruppirten 3

Anmerkungen

1Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) Und Friedrich August II. (August III), Dresden 1862, S. 51.

2Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) Und Friedrich August II. (August III), Dresden 1862, S. 58.

3Moritz Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen Friedrich August I. (August II.) Und Friedrich August II. (August III), Dresden 1862, S. 59.

 

19. Jahrhundert

Das Instrumentarium der Hofkapelle Dresden im 19. Jahrhundert ist gut in Quellen dokumentiert. Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv sind zwei Inventare aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten: Tabellarisches Verzeichnis über die Königl. Musikalischen Instrumenten, nebst Futteralen und anderen Gegenständen, welche bei der Königl. Musikalischen Kapellen und dem Hof-Theater dermalen im Gebrauch sind und resp. bey der instrumenten Kammer Instrumenten aufbewahret werden im Jahre 18532 [und 18543] Die Anmerkungen in den Dokumenten ermöglichen es in vielen Fällen, den Musikern der Kapelle die im Inventar aufgeführten spezifischen Instrumente zuzuordnen.

Bemerkenswert ist, dass für Kirchen- und Theatermusik getrennte Instrumentengruppen verwendet wurden.

Hörner wurden paarweise gebaut.

Anton Bernhard Fürstenau verwendete die empirisch weiterentwickelten Flöten der Firmen Koch aus Wien oder Liebel aus Dresden1.

Anmerkungen

1Eckhart Haupt, Flöten – Flötisten – Orchesterklang. Die Staatskapelle Dresden zwischen Weber und Strauss. Köln 2011, S. 31

210711. Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 3 Nr. 29 mit Nachträgen bis ca. 1890

310711, Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 42 Nr. 3 (dort fol. 42ff)

20. Jahrhundert

Die wichtigsten Quellen für die von den Mitgliedern der Staatskapelle Dresden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwendeten Instrumente sind die erhaltenen Inventare der Musikinstrumente. Es gibt Inventare aus den Jahren 1904, 1924, 1930 und 1935. Jedes von ihnen wurde ab dem Zeitpunkt ihrer Gründung für die nächsten paar, mehrere oder sogar Dutzende von Jahren aufbewahrt. Durch den Vergleich der in den verschiedenen Verzeichnissen enthaltenen Informationen ist es möglich, das Schicksal der Instrumente der Staatskapelle Dresden nachzuvollziehen.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Modellwechsel des Horns, das von den Hornisten der Staatskapelle am häufigsten verwendet wurde, deutlich zu erkennen: der Wechsel von Einzelhörnern (von denen mehrere im Inventar von 1904 zu finden sind) zu Doppelhörnern (diese stammen hauptsächlich aus der Werkstatt von Herbert Fritz Knopf in Markneukirchen). Spätere Bestände enthalten fast nur noch Doppelhörner.
Die Instrumente der Staatskapelle Dresden stammten in jenen Jahren oft aus den Werkstätten der örtlichen Hersteller. So stammen beispielsweise fast alle im Inventar von 1904 aufgeführten Trompeten aus der Dresdner Werkstatt der F. A. Heckel.
Interessanterweise wurden die Instrumente danach eingeteilt, ob sie für Kirchenmusik (liturgische Musik) oder für weltliche Musik (Oper) verwendet wurden. Dies ergab sich aus der Tatsache, dass in der Kirche und im Theater unterschiedliche Stimmungen verwendet wurden.