Quellen

Die fast 500 Jahre umfassende Geschichte der Sächsischen Staatskapelle Dresden wird durch eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen dokumentiert. Welche Archivalien, Bild- und Tondokumente, Verzeichnisse und Sammlungen zur Erforschung des Klangs des Dresdner Orchesters relevant sind, möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Verzeichnisse und Listen

Für die Rekonstruktion einer taggenauen Aufführungshistorie sind Verzeichnisse wie die Tage-Bücher des Königlich-Sächsischen Hoftheaters ­– später als: Tage-Buch der Sächsischen Landestheater (1918/19), Tage-Buch der Sächsischen Staatstheater (1920), Jahrbuch der Sächsischen Staatstheater (1923 – 1932), Rückblick auf die Spielzeit (1933 – 1943) – unerlässlich. Dort finden sich auch Mitgliederlisten der Kapelle sowie des gesamten Hoftheaterpersonals:

Tage-Buch des Königlich-Sächsischen Hoftheaters (1841)
© SLUB Dresden, Hist.Sax.G.942 –  24/25.1840/41, https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/54469/5/0/

 

 

Ergänzt werden diese gedruckten Jahrbücher durch handschriftliche Listen und Verzeichnisse:

Carl Handrich: Übersicht des gesammten Personals, in: 52 Jahre des Königlichen Hof-Theaters in Dresden seit dessen Bestehen als Staats-Anstalt vom 1. October 1815 bis Ende 1867
© SLUB Dresden, Hist.Sax.G.55.m – 1, https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/59789/1

 

Zu den wichtigsten schriftlichen Quellen in Bezug auf das Dresdner Instrumentarium zählen die Inventarlisten von Instrumenten aus dem Bestand der Königlichen musikalischen Kapelle, von denen ein Großteil im Historischen Archiv der Sächsischen Staatstheater aufbewahrt wird. Obwohl die ursprüngliche Aufgabe dieser Instrumenteninventare eher eine zahlenmäßige Zusammenstellung und keine präzise Katalogisierung war, ist es dennoch möglich, Rückschlüsse auf die Zusammensetzung und Entwicklung des Kapell-Instrumentariums zu ziehen.

Instrumentenverzeichnis der Königlichen musikalischen Kapelle, 1904
© Historisches Archiv der Sächsischen Staatstheater

 

Die Dresdner Hoftagebücher des Königlich-Sächsischen Oberhofmarschallamts geben vor der Gründung der Staatstheater 1816 Auskunft über am Dresdner Hof aufgeführte Stücke und ggf. auch über den Besuch des Königs in Oper und Konzert:

Dresdner Hoftagebuch (Serie B), 1801
© Sächsisches Staatsarchiv, 10006 Oberhofmarschallamt, Nr. O 04, Nr. 198, https://www.archiv.sachsen.de

 

Einen Überblick über die Vorstellungen und vor allem das Personal aller deutschsprachigen Bühnen bieten die Tagebücher der deutschen Bühnen bzw. Bühnenjahrbücher:

Tagebuch der deutschen Bühnen, hrsg. von Karl Theodor Winkler, Jg. 1816
© Universtäts- und Landesbibliothek Münster, https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/um/periodical/titleinfo/1985282


Theater- und Konzertzettel

Mehr als 20.000 zu erschließende Theater- und Konzertzettel aus den Beständen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), dem Historischen Archiv der Sächsischen Staatstheater – Staatsoper Dresden und Staatsschauspiel Dresden, dem Stadtarchiv Dresden sowie dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden liefern Detailinformationen zu nahezu allen gegebenen Vorstellungen samt der tagaktuellen Besetzung.

 

G. Naumann: Die Dame als Soldat (7. Mai, o.J.)

Carl Maria von Weber: Der Freischütz (3. Januar 1913)

Giacomo Puccini: Die Bohème (27. Februar 1926)

© SLUB Dresden (Dramat.5-1790/91; Dramat.5-1913; Dramat.5-1926)

 

Aschermittwochskonzert unter der Leitung von Ernst Schuch (6. März 1889)

 

  1. Sinfonie-Konzert (4. Januar 1894)

Große Musikaufführung unter der Leitung von Adolf Hagen (31. März 1901)

  1. Sinfonie-Konzert (13. Dezember 1907)
  1. Kammermusikabend des Dresdner Streichquartetts der Musikalischen Kapelle (17. März 1919)
  1. Aufführungsabend des Tonkünstler-Vereins zu Dresden unter der Leitung von Kurt Striegler (13. Oktober 1943)

 

© Historisches Archiv der Sächsischen Staatstheater


Programmhefte

 

Die erst Ende des 19. Jahrhunderts aufkommende Gattung der Programmhefte (nahezu lückenlos im Historischen Archiv der Sächsischen Staatstheater überliefert) sind darüber hinaus interessant, was das Begleitmaterial (Abbildungen, dramaturgische Texte, etc.) angeht.

Befindet sich in Bearbeitung

 


Tagebücher und Korrespondenzen

Tagebücher und Korrespondenzen, etwa von Carl Maria von Weber, Julius Rietz und Carl Gottlieb Reißiger, geben Auskunft über Zusammenhänge, die sich aus den Theaterzetteln allein nicht erschließen lassen.

Tagebucheintrag Carl Maria von Webers vom 17. Juni 1818
© Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, http://weber-gesamtausgabe.de/A060533 (Version 4.3.0 vom 1. Februar 2021)

 

Bd. I (1863 – 1865) der Tagebücher von Julius Rietz sowie der Eintrag vom 2. und 3. März 1863
© SLUB Dresden, Mscr.Dresd.h.53,Bd. 1, https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/65729/1


Tonaufnahmen

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wird eine neue, ganz andere Art von Quellen verfügbar: Der technische Fortschritt macht es erstmals möglich, Klang in Form von Tondokumenten zu konservieren. Ließ sich der Orchesterklang zuvor ausschließlich durch subjektive Beschreibungen wie beispielsweise Rezensionen für die Nachwelt festhalten, wird dieser fortan als akustisches Phänomen selbst reproduzierbar, was mithin eine objektivere Forschungsgrundlage schafft (die freilich niemals das Live-Erlebnis ersetzen kann).  

Die frühesten bestätigten und noch vorhandenen Tonaufnahmen der Sächsischen Staatskapelle Dresden, die damals noch Sächsische Staatskapelle hieß, datieren auf den November 1923 und wurden unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Fritz Busch für die Deutsche Grammophon aufgezeichnet. Auf dem Programm standen Ausschnitte bekannter Werke von Richard Strauss, Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Maria von Weber, Christoph Willibald Gluck, Felix Mendelssohn Bartholdy, Georges Bizet, Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Richard Wagner, Johann Strauss (Sohn) und Franz von Suppè. 

Die Diskographie der Sächsischen Staatskapelle Dresden umfasste heute über 500 Aufnahmesessions, die bei diversen Labels auf verschiedensten Tonträgerformen (Schellack, Vinyl, Kassetten, CDs, DVDs) veröffentlicht wurden; hinzu kommt eine Fülle noch unveröffentlichter Rundfunkmitschnitte. Für die systematische Aufarbeitung dieses gewaltigen Fundus gilt es, unter anderem die folgenden Informationen standardisiert zu erfassen:
 

  • Aufnahmedatum  
  • Titel  
  • Name des Komponisten 
  • Unterscheidung zwischen Live- und Studioaufnahmen 
  • Aufnahmeort 
  • Name des Dirigenten 
  • Namen der Mitwirkenden 
  • Daten zur Produktion (Produktionsfirma, Aufnahmeleitung, Master-Spezifikation)   
  • Daten zur Erstveröffentlichung (Label, Art des Tonträgers etc.) 
  • Daten zu etwaigen Wiederveröffentlichungen (Label, Art des Tonträgers etc.) 

 

Dieses Vorgehen ermöglicht sodann die Einbindung in die Datenbank Kapellklang, wo der gesamte Katalog übersichtlich und vielfältig durchsuchbar zur Verfügung gestellt werden soll und darüber hinaus nun auch mit anderen Quellen wie beispielsweise den Interviews in Beziehung gesetzt werden kann.  

Zugleich ist dieses Verzeichnis eine notwendige Vorarbeit im Hinblick auf eine empirische Klangforschung, die auf ein effizientes und umfassendes Recherchetool angewiesen ist. Gerade im Hinblick auf diesen internen Anwendungsbereich sei an dieser Stelle explizit dem Hänssler-Verlag gedankt, der dem Forschungsprojekt eine Fülle von Tonträgern aus der Edition Staatskapelle und der Semperoper Edition zur Verfügung gestellt hat. Ebenso gilt ein großer Dank Herrn Dr. Steffen Lieberwirth, der in Sachen Rundfunk dem Projekt mit Rat und Tat zur Seite steht.  

 


Notenbestände

Notenbestände – Autographen, Kompositionsskizzen, Eintragungen in Stimmauszügen – liefern wertvolle Anhaltspunkte zur Interpretation und Aufführungspraxis.

Faksimile des Uraufführungsmaterials von Richard Strauss‘ Salome (1905) mit Eintragungen verschiedener Hände, 1. Violine und Kontrabass-Stimme

© Sächsische Staatskapelle Dresden (Notenbibliothek), SLUB Dresden, https://sachsen.digital/werkansicht?tx_dlf[id]=5642&tx_dlf[page]=1

 


Rezensionen

Rezensionen bilden das Herzstück historischer Klangbeschreibungen, da es sich hierbei um nahezu die einzigen Quellen vor Beginn der Tonaufzeichnungen handelt, die Auskunft über den rezipierten Klang als sinnliches Phänomen geben können.

Konsultierte Zeitungen und Zeitschriften sind u.a.:

Allgemeine musikalische Zeitung

AMZ, Jg. 49, Nr. 40 (04. Oktober 1848), S. 656
© Bayerische Staatsbibliothek München, Digitale Bibliothek, https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/presentation/v2/bsb10527998/canvas/346/view

 

Neue Zeitschrift für Musik

NZfM, Jg. 1835, Nr. 36 (05. Mai 1835), S. 148

© Österreichische Nationalbibliothek, ANNO, Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzm&datum=18350505&seite=4&zoom=74

 

Beiblätter zu den Correspondenz-Nachrichten der Abend-Zeitung

Beiblätter, Jg. 1, Nr. 1 (6. Juli 1843), S. 7
© SLUB Dresden, https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/153288/6

 


Interviews

Im Rahmen des Projektes werden Interviews mit Musikerinnen und Musikern der Kapelle sowie Dirigent*innen, Kritiker*innen. Komponist*innen etc. geführt. Insbesondere in Bezug auf die Rekonstruktion von Aufführungssituationen und Spielpraxis ist die Befragung von Zeitzeugen zielführend. Audiovisuell festgehalten, geben diese Gespräche Aufschluss über Faktoren wie Traditionen, Orchesterschule, Ausbildung, Probespielauswahl, spezifische Einzelheiten zu Klangvorstellungen und Performanztechniken der einzelnen Solisten oder Instrumentengruppen.


Bildmaterial

Die Verwertung von Bildmaterial ist nicht nur zur Anschauung bedeutungsvoll, sondern übermittelt zusätzlich Informationen zu Aufführungspraktiken, Instrumentarium und Spielstättennutzung oder kann eventuelle Lücken in der Personenerfassung schließen.

Befindet sich in Bearbeitung

 


Quelleneditionen und zeitgenössische Sekundärliteratur

Auch wissenschaftliche Arbeiten zur Sächsischen Staatskapelle Dresden werden in die Recherche, Datenerfassung und selbstverständlich als Quellenreferenz einbezogen. Das betrifft (digitale) Editionen, Forschungsliteratur, Biographien, Diskographien zur Kapelle einerseits, allgemeine Sekundärliteratur wie die zur Stadtgeschichte Dresdens oder zur Klangforschung andererseits.

Wo die Überlieferung von Primärquellen lückenhaft ist, kann zeitgenössische Sekundärliteratur weiterhelfen:

 

Robert Prölss: Die Geschichte des Hoftheaters zu Dresden. Von seinen Anfängen bis zum Jahre 1862, Dresden 1878

 

Albinus Sincerus (d.i. Johann Paul Weise): Das Dresdner Hoftheater und seine gegenwärtigen Mitglieder. Historisch-kritische Aphorismen für Kunstfreunde und Künstler, Zerbst 1852

 

Paul Adolph: Vom Hof- zum Staatstheater. Zwei Jahrzehnte persönlicher Erinnerungen an Sachsens Hoftheater, Königshaus, Staatstheater und anderes, Dresden 1932

 

Moritz Fürstenau (Hg.): Die Stiftungsurkunde der Königlich Sächsischen Musikalischen Kapelle. Nebst einem Verzeichniß der bei derselben angestellt gewesenen Kapellmeister, Vicekapellmeister, Musikmeister und Musikdirektoren in chronologischer Ordnung, Dresden 1848

Moritz Fürstenau: Beiträge zur Geschichte der Königlich Sächsischen musikalischen Kapelle. Größtentheils aus archivalischen Quellen, Dresden 1849